When Newspapers Go Electric. Bausteine zu einer Chronologie des Hypes

Die letzten zehn Jahre der Entwicklung elektronischer (digitaler) Zeitungsangebote sind geprägt durch den Internet-Boom. Das zentrale Konzept für ein Verständnis dieses Umfelds ist der sogenannte Hype. Vorgestellt werden Ansätze zu einer Definition und Kategorisierung von Hypes, rationale Hintergründe für Verlagsentscheidungen zur Elektronisierung von Produkten, mögliche Erklärungen für das Scheitern solcher Anstrengungen sowie eine exemplarische Hypekurvendiskussion der elektronischen Zeitung 1993-2003. 1 Vorwort – Zur Motivation des Themas Die Geschichte der elektronischen Zeitung lässt sich noch nicht schreiben. Dazu sind die wichtigen Ereignisse zu kurz vergangen, einige von ihnen haben womöglich noch nicht einmal begonnen. Diese Historie wird trotzdem immer mit Recht aus ihrer Wiege gerissen, denn sie wird in der Tat Einsichten zu jüngsten umwälzenden Entwicklungen in der technischen Kommunikation liefern. Eine Medienanwendung wie die elektronische Zeitung macht abstraktere Entwicklungen im Wortsinn erst lesbar oder sichtbar: allgemein das Prinzip digitaler Datenkommunikation und konkreter die Regeln der Infrastruktur Internet („Infrastruktur“ scheint das bessere Wort als „Medium“ für ausschließlich maschinenlesbare technische Kanäle außerhalb der Anwendungsschicht). Wenn also die Beschäftigung mit dem vorliegenden Thema zwangsläufig noch unbefriedigende Ergebnisse zeitigt, dann dient es doch einem Anliegen. Die Nutzung digitaler Medien öffnet uns die Augen, welches Potenzial der Infrastruktur innewohnt. Die technische Informatik hat ja selten zu einem solchen Verstehen beigetragen, viel eher waren es oft Arbeiten, die zu ihrer Zeit als randständig und exotisch galten, weil sie die Maschine als Medium verstanden und sich mehr mit der Oberfläche beschäftigten, die sie dem Nutzer bietet – gemeint ist die heute weithin bekannte Ideengeschichte von direkter Interaktion und Hypertext, die am Ende mit dem World Wide Web jenes Medium hervorbrachte, das elektronische Zeitungen als einziges derzeit massenhaft nutzen. Dem Mangel an zeitlichem Abstand zur Historie versucht diese kleine Arbeit durch eine eher episodische Struktur ohne Fußnotenverwaltung zu entsprechen. Der zentrale Begriff für ein Verständnis der Entwicklung elektronischer Zeitungen in den letzten zehn Jahren ist „Hype“; er wird im nächsten Abschnitt eingeführt. Einige Thesen versuchen anschließend zu erklären, welche Logik die Medienbranche – hier spezifisch die Zeitungsverlage